Dortmund, 02./03.03.2024
Vier Jahre nach der letzten Masters-Hallen-DM in Erfurt hat am zurückliegenden Wochenende der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen in der Helmut-Körnig-Halle zu den nationalen Titelkämpfen nach Dortmund geladen. Den Leichtathlet*innen war anzumerken, wie sehr sie sich darüber freuten, dass endlich wieder Titelkämpfe unter dem Hallendach ausgetragen wurden. Es herrschte beste Stimmung in den Reihen der etwa 750 Teilnehmenden mit mehr als 1.200 Starts. Unter den 36 Athlet*innen aus Württemberg befanden sich auch 7 Masters des SSV Ulm 1846.
Aufgrund des langen Anfahrtsweges von über 500 km reisten die ersten Ulmer*innen bereits am Freitag an, um ausgeruht in den ersten Wettkampf-Tag zu starten. Den Beginn machte am frühen Samstag-Morgen W40-Athletin Eva Schwarz: im stark besetzten 60m-Vorlauf konnte sie ihre gute Form aus Mannheim bestätigen und verpasste mit Platz 9 nur knapp den Finallauf.
Zusammen mit ihrer W40-Altersklassenkameradin Alice Schneeweiß sowie Melanie Englmann, welche neu in die W45 aufgerückt ist, startete sie dann in den Stabhochsprung. Mit neuer persönlicher Bestleistung konnte Eva diesen Wettkampf als Fünfte erfolgreich abschließen.
Richtig spannend wurde es, als Alice und Melanie in den Wettkampf einstiegen. Alice bewies bei hoch angesetzter Starthöhe ihre ganze Nervenstärke und Erfahrung und zeigte im Verlauf des Wettkampfs unter dem Beifall des Publikums großartige Sprünge. Am Ende stellte sie ihre persönliche Bestleitung von 2,60 m ein und sicherte sich inmitten einer harten Konkurrenz glücklich die Bronzemedaille. Ihre hervorragende Leistung bescherte ihr im Anschluss sogar das Vergnügen einer Doping-Kontrolle, was das Wettkampf-Erlebnis auf ganz hohem Niveau vervollständigte.
Im Stabhochsprung der W45 sollte es zu einem packenden Dreikampf kommen, bei dem Melanie ihre konstant gute Form der letzten Trainingseinheiten abermals unter Beweis stellen konnten. Hochkonzentriert gelang es ihr am Ende, die Kontrahentinnen in Schach zu halten: mit einer übersprungenen Höhe von 2,50 m gewann sie souverän die Goldmedaille und damit auch den Titel der Deutschen Meisterin im Stabhochsprung der W45! Gratulation zu den grandiosen Leistungen.
In der Zwischenzeit begab sich Mehrkämpferin Eva an den Start der ihr eher ungeliebten 400 m. Mit viel Mut, schnellen Beinen und einer hervorragenden Laufeinteilung pulverisierte sie ihre bisherige Bestleistung und lief fast 4 Sekunden schneller als jemals zuvor auf Platz 4 ihrer Altersklasse. Stark! Ein weiterer vierter Platz folgte zu fortgeschrittener Stunde über die 60 m Hürden. Hocherfreut und stolz konnte sie auf ihre tollen Leistungen des ersten Tages zurückblicken, auch wenn es mehrfach knapp nicht zu einem Podestplatz gereicht hat.
Melanie steuerte im Verlauf des Nachmittags und Abends noch zwei sechste Plätze zum tollen Gesamtergebnis des ersten Tages aus Sicht der Ulmerinnen bei. Zunächst gelang ihr das bei den 400m, wobei sie exakt dieselbe Zeit ihrer Qualifikationsleistung von Bordeaux erreichte. Zu vorgerückter Stunde, knapp vor 20 Uhr und nach fast 11 Stunden Wettkampftag meisterte sie auch noch die 7 ½ Runden der 1500m.
Von den Ulmer Männern startete am Samstag lediglich Markus Stiegler bei den 60 m in der Altersklasse M55. Mit 8,43 s dauerte dieses Unterfangen kürzer als erwartet und bescherte einem sichtlich erfreuten Markus seine beste 60 m Zeit seit 4 Jahren! Nach der verletzungsbedingt zähen Saison des Vorjahres war es eine Wohltat, Markus wieder schmerzfrei und auf schnellen Beinen laufen zu sehen!
Gut erholt eröffnete wiederum Eva den zweiten Wettkampftag aus Sicht der Ulmer*innen. Mit 29,93 s knackte sie endlich einmal unter Mehrkampfbedingungen die 30 s und holte sich Rang acht. Mit so viel Geschwindigkeit in den Beinen lief es im Anschluss auch im Weitsprung wie am Schnürchen: die konstant sehr guten Sprünge machten nicht nur großen Spaß, sondern katapultierten Eva mit 4,61 m überraschend auf Platz 5 im Leistungsfeld der Weitspringerinnen.
Nun traten auch die Männer der Ulmer Masters-Stabhochspringer auf den Plan. Helmut Schicke, seit Wochen in glänzender Form, startete in der ganz stark besetzten M60 in den Wettbewerb. Seine Höhenflüge endeten schließlich mit Einstellung seiner persönlichen Bestleitung von 3,10m, was in der Endabrechnung einen tollen fünften Platz bedeutete.
Dem positiven Beispiel von Helmut folgend, stellte Markus Stiegler ebenfalls seine Bestleistung ein und kam mit übersprungenen 2,90 m auf Platz sechs der Altersklasse M55. Die angepeilten 3 m wollten diesmal noch nicht gelingen.
Deutlich höher sollte es für Alessandro Battino in der M50 gehen. Auch hier bahnte sich ausgehend von den Meldewerten ein packender Kampf um Titel und Medaillen an. Trotz ungewohnter Stäbe schaffte es Alessandro seine Saisonbestleitung von 3,50 m einzustellen. Lediglich ein Mitstreiter sprang 10 cm höher, was für Alessandro den zweiten Platz und die verdiente Silbermedaille bedeutete.
Die Erfolgsgeschichte der Ulmer Stabhochspringer*innen liest sich zusammenfassend wie folgt: unter 6 gemeldeten Ulmer Stabspringern konnten drei Podestplätze errungen werden (Gold, Silber und Bronze) und alle Starter*innen schlossen ihren jeweiligen Wettkampf mit neuer oder eingestellter persönlicher Bestleistung ab. Diese durchgängig starken Leistungen sind auch Ausdruck einer tollen Trainingssituation: inmitten eines wunderbaren Teams unter der Anleitung von Alessandro und Trainer Karol Grolik herrschen in Ulm blendende Bedingungen für den Stabhochsprung der Masters, um die uns andere Athleten beneiden und die von außen durchaus wahrgenommen werden. Derartige Leistungsbereitschaft verdient auch in Zukunft weitere Unterstützung, vielen Dank dafür!
Doch damit war der Sonntag noch lange nicht zu Ende! Im Anschluss an die Stabhochsprungwettbewerbe folgten für die Ulmer*innen weitere sportliche Höhepunkte. Daniela Winkler, die eigens für die 4x200 m Staffel der W40 die Reise nach Dortmund auf sich genommen hatte, war mittlerweile eingetroffen. Was für ein hingebungsvoller Einsatz für das Team, um den DM-Start für die Damen zu gewährleisten. Chapeau! Mit der Ankunft von Daniela konnten die gemeinsamen Staffelvorbereitungen zusammen mit Alice und Melanie starten. Viertes Staffelmitglied und Startläuferin Eva befand sich zu diesem Zeitpunkt noch mitten im Hochsprung-Krimi. Selbst zu so fortgeschrittener Stunde und ungeachtet der mittlerweile schweren Beine wurde um jede Höhe und jeden Sprung gekämpft. Nach übersprungenen 1,44 m – nur noch 1 cm unter Eva´s bisheriger Bestleistung- erhöhte das Kampfgericht den Druck durch die Information, dass die Staffeln bereit standen und auf die letzten Läuferinnen warteten, die gerade dabei waren, sich in ungeahnte Höhen zu schwingen. Trotz (oder vielleicht gerade wegen) dieser besonderen Drucksituation gelang Eva gleich der erste Satz über 1,47m. Von der Hochsprung-Matte führte der Weg direkt in den Call Room, wo die restlichen Staffel-Läuferinnen versammelt waren. Unter dem Jubel der Vereinskameradinnen konnte Team-Betreuer Markus in diesem Moment die frohe Botschaft verkünden, dass der letzte Sprung nicht nur für eine neue PB, sondern auch für den Gewinn der Bronzemedaille gereicht hatte! Bronze im Hochsprung der W40, die inzwischen vierte DM-Medaille der Ulmer*innen.
Dank dieses Kicks konnte selbst Eva, die mit der Staffel zu ihrer mittlerweile 8. Disziplin an diesem langen Wochenende antrat, nochmals alle Kräfte mobilisieren und den Staffelstab erfolgreich über die ersten 200 m bis zu Melanie tragen. Diese brachte sich nach der ersten Kurve in eine gute Position und arbeitete sich auf die Innenbahn vor. Daniela war anzumerken, dass sie ihr Training in den letzten Wochen nochmals intensiviert hatte. Ein astreiner Wechsel auf Alice, die sich als Schlussläuferin heftiger Attacken erwehren musste, sowie Alice´s eiserner Wille machten es möglich, dass die Ulmer*innen die Staffel an Position fünf ins Ziel brachten. Zur Belohnung konnten die Ulmerinnen über eine großartige Zeit jubeln: ganze 4 s war das Team diesmal schneller unterwegs gewesen als noch vier Wochen zuvor in Mannheim. Eine tolle Entwicklung! Es herrschte riesengroße Freude und Erleichterung. Die Euphorie bei den Ulmerinnen wirkte nach außen hin wohl sogar so groß, dass eine andere Staffelmannschaft, die auf die Siegerehrung wartete, beim Anblick des Ulmer Teams meinte: “Die Ulmer sind da, wir können mit der Siegerehrung anfangen!”
Mit vier Medaillen im Gepäck und einem breiten Grinsen auf allen Gesichtern traten die Ulmer*innen am Sonntag-Abend den Heimweg in die Donaustadt an. Welch ein schönes und erfolgreiches Wochenende für die Athlet*innen der Trainingsgruppe von Julia Gastel, die es trotz der vielen unterschiedlichen Disziplinen und Bedürfnisse ihrer Athlet*innen immer wieder schafft, die individuelle Leistungsentwicklung zu fördern. Anscheinend macht man in Ulm da ein paar Dinge richtig.
Wie immer gilt unser Dank ganz besonders unserem Team-Manager Markus Stiegler, der sich über die gesamten 2 Tage hinweg hingebungsvoll und unermüdlich um alle Belange und Befindlichkeiten seiner Team-Kolleg*innen gekümmert hat. Von den organisatorischen Aspekten vor, während und nach dem Wettkampf bis hin zur Betreuung der Sportler von der Bande aus, hat Markus immer alles fest im Griff. Lieber Markus, ohne Dich wäre nichts von all dem möglich. Vielen Dank für Dein Engagement und Deinen Glauben an uns als Sportler, der uns den Weg zu ungeahnten Leistungen bahnt!
Nun gilt es bereits die Planungen für die anstehende Freiluftsaison in Angriff zu nehmen. Zu den kommenden Wettkampf-Highlights gehört im Mai die Masters Team-Qualifikation in Essingen. Im Juni folgen mit den BW Masters Meisterschaften in Heidenheim und der DM der Masters in Erding gleich zwei Meisterschaften in der näheren Umgebung.