Göteborg, 13.-25.08.2024 Von: Eva Schwarz & Markus Stiegler
Mit über 8000 angemeldeten Teilnehmern aus 110 Nationen waren die diesjährigen Leichtathletik-Weltmeisterschaften der Masters im schwedischen Göteborg die bislang größten in der Geschichte. Mittendrin 5 Leichtathlet*innen des SSV Ulm! Barbara Hillmann, Alice Schneeweiß, Verena Cerna, Eva Schwarz und Markus Stiegler schlüpften ins Trikot der Nationalmannschaft und stellten sich dem kräftigen schwedischen Wind und jedem noch so abenteuerlichen Streckenverlauf.
Doch beginnen wir am Anfang: bereits am ersten Wettkampftag starteten die Mehrkämpferinnen Barbara Hillmann (W55) und Eva Schwarz (W40) im schmucken, neu errichteten Stadion von Björlanda in den Siebenkampf. Nachdem Barbara am frühen Dienstag-Morgen die 80m Hürden ganz bravourös absolviert hatte, ereilte sie leider direkt beim anschließenden Hochsprung ein schmerzhaftes Ziehen im oberen Bereich der hinteren Oberschenkelmuskulatur, was jede Chance auf weitere Höhenflüge abrupt beendete. Unter Schmerzen kämpfte sie sich tapfer durch das Kugelstoßen und sogar in den Startblock für die 200m. Bedauerlicherweise trat über Nacht keine Besserung ein, so dass sie am Morgen des zweiten Tages ihren Siebenkampf leider abbrechen musste. An dieser Stelle gute und vor allem schnelle Besserung.
Deutlich glatter lief es für Eva Schwarz im Siebenkampf der W40. Nach den 80m Hürden folgten nicht enden wollende Höhenflüge im Hochsprung. Mit übersprungenen 1,48m erzielte sie eine neue persönliche Bestleistung und beendete den Hochsprung sogar als Zweite der W40-Konkurrenz. Dank Rückenwind flog im Anschluss auch die Kugel so weit wie nie zuvor, die zweite PB. Tolle 200m -diesmal bei starkem Gegenwind- rundeten den gelungenen ersten Tag ab. Zwischenbilanz nach vier Disziplinen: Platz 5! Mit der nötigen Entschlossenheit startete Eva auch in den zweiten Wettkampftag. Ohne Schwächen bei Weitsprung und Speerwerfen, drehte sie in der zweiten Runde der abschließenden 800m nochmal richtig auf und erzielte die nächste persönliche Bestleitung. Stolz vor Freude ist sie mit den erreichten 3792 Punkten nun fünftbeste W40 Siebenkämpferin der Welt. Gratulation zu der überragenden Leistung.
Der Zehnkampf der männlichen M55 mit Markus Stiegler war nun auch im Gange. Gute Läufe über 100m und 400m, Saisonbestleistung im Kugelstoßen sowie solide Sprünge bei Weit und Hoch bescherten ihm nach dem ersten Tag in der starken Konkurrenz von fast 40 Startern einen sehr guten 19. Platz. Gut erholt und motiviert startete Markus mit einer weiteren Saisonbestleitung über 100m Hürden in den zweiten Tag. Lediglich der Stabhochsprung sollte nicht so funktionieren wie erhofft. Ungewohnte Stäbe und einsetzender Nieselregen ließen die ganz großen Höhen diesmal nicht zu. Noch unter dem Eindruck von Evas tollem 800m-Lauf des Vortages, ging er die abschließenden 1500m mutig an und lief die fünftschnellste Zeit aller M55 Zehnkämpfer. Sichtlich zufrieden mit dem Wettkampf lag er abschließend auf Platz 17 und war damit der beste der fünf deutschen Starter im großen Feld der M55-Zehnkämpfer.
Ein einziger Ruhetag musste Markus und Eva bis zum nächsten Einsatz reichen, denn beide durften im Anschluss an ihre Mehrkämpfe für den DLV in den 4x100m-Staffeln starten. Markus wurde für die (für ihn) jüngere Altersklasse der M50 nominiert und Eva startete in der W40. Wie so oft waren die Staffeln im Hinblick auf die Stimmung im Stadion und das Team-Erlebnis das besondere Highlight dieser Meisterschaften. Gegen die starke internationale Konkurrenz liefen sowohl Markus als auch Eva mit ihren Teams jeweils auf den 10. Platz.
Nur wenige Minuten vor ihrem Staffel-Einsatz war Eva auch noch im Hochsprung der W40 im Einsatz. Mit den äußerst wechselnden und böigen Windbedingungen kam sie im Gegensatz zur einen oder anderen Mitstarterin sehr gut zurecht und konnte den Wettkampf überglücklich als Sechste im starken Feld der Spezialistinnen beenden. Chapeau!
Zeitgleich zum Hochsprung fand an der Stabhochsprung-Anlage der Wettkampf der W35 statt. Hierfür extra angereist war Alice Schneeweiß samt Familie, die auf den Rängen des charmanten, historischen Stadions Slottsskogsvallen kräftig anfeuerte. Die Lage der Stabhochsprunganlage direkt vor der vollbesetzten Haupttribüne trug sicherlich dazu bei, dass Alice beim Einspringen und ihren ersten Versuchen sichtlich nervös war. Man tritt ja auch nicht jeden Tag bei Weltmeisterschaften an. Nach den ersten beiden Höhen hatte sich Alice allerdings an die fremden Stäbe gewöhnt, sog die grandiose Atmosphäre im Stadion förmlich auf, wirkte wie beflügelt und begeisterte das Publikum mit tollen Sprüngen. Mit großartigen 2,65m konnte sie den 8. Platz unter den besten Stabhochspringerinnen der Welt für sich verbuchen und strahlte bis über das ganze Gesicht. All der Aufwand und die Bemühungen haben sich spätestens jetzt bezahlt gemacht.
In Woche 2 der Weltmeisterschaften startete dann Langstrecken-Spezialistin Verena Cerna in ihren Wettkampf, den Halbmarathon. Trotz ungewohntem Streckenprofil mit deutlich zu vielen Höhenmetern, die eher einem Berglauf als einem Halbmarathon würdig waren, konnte Verena einen grandiosen 4. Platz in der Einzelwertung erlaufen. Die ersehnte und doch so knapp verpasste Medaille gab es dann aber in der Team-Wertung. Knapp hinter Großbritannien errang Verena zusammen mit dem Team der deutschen W40-Damen WM-Silber. Gratulation zur Medaille. Welch toller Erfolg.
Einen besonders schönen und vollkommen unerwarteten Abschluss fand die WM für Verena und Eva in Form einer gemeinsamen 4 x 400m-Staffel, die damit zu 50% aus Läuferinnen des SSV bestand! Großartig! Stefanie Sindel (MTV Pfaffenhofen) und Ulrike Gast (TSG Bergedorf) komplettierten das deutsche W40-Quartett und konnten einen bravourösen 5. Platz nach Hause laufen.
Herzliche Glückwünsche an alle erfolgreichen Ulmer Athleten zu diesen gelungenen Weltmeisterschaften, die Lust auf mehr machen! Denn bekanntlich ist nach dem Wettkampf... vor dem Wettkampf.